Bruno Koller wurde 1949 in Appenzell geboren. Seine
Jugendzeit war geprägt von Skirennfahren und
extremem Alpinismus.Den ersten Kontakt mit
Karate hatte er 1968 in Luzern im Dojo von Peter
Von Rotz. Dort trainierte er während seiner
Lehrzeit Kyokushinkai Karate. Nach dem
Lehrabschluss arbeitete er mit meiner Frau als
Skilehrer in St. Moritz, wo er auch sein erstes
Karate-Dojo eröffnete. Im Sommer 1975 zog es
ihn mit Frau und Sohn Giosuel nach Japan, um
Karate am Ursprungsort zu erlernen.
Während zwei Jahren trainierte er in Sendai täglich Karate, Kendo und Iaido. In dieser Zeit wechselte er vom Kyokushinkai zum
Shotokan Karate, da seine Lehrer Yuji Sato, Chefinstruktor von Nordjapan, Shotokan Karate unterrichteten. Familie Sato ist seine japanische Familie geworden, wo er jederzeit herzlich willkommen
war.
In Sendai hatte er sehr oft Kontakt zu Shoji Sensei, dem Lehrer seines Lehrers. Nach 2 Jahren täglichem hartem Training (es waren selten weniger als 7 Stunden pro Tag) schickte ihn sein
Lehrer nach einem Test im Sendai-Budokan (ich musste gegen jeden kämpfen und verlor keinen einzigen Kampf) ins Instruktorentraining nach Tokyo. Eine Woche sollte er im Honbu-Dojo Tokyo mit den
höchsten Instruktoren Japans (Nakayama, Asai,
Shoji, Mori,...) unter härtesten Herausforderungen hinter verschlossenen Türen durchhalten. Hier erlebte er die wahre Realität des Karate. Nach dieser äusserst harten Trainingswoche kehrte er
erleichtert zu Familie und Freunden nach Sendai zurück.
Von Yuji Sato Sensei und Shoji Sensei lernte er in diesen zwei Jahren ein kraftvolles Kihon und eine saubere Basis des Shotokan Karate auf sehr hohem Niveau. Er ist ihnen noch heute sehr dankbar
für diese harte Grundschule.
Als 2. Dan in Karate und in Kendo kehrte er 1977 mit meiner Familie in die Schweiz zurück. Im Oktober des gleichen Jahres
eröffnete er in Luzern das Senbukan Dojo.
Das Senbukan Dojo war während der nächsten 30 Jahren zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Karateschulen geworden. Das Dojo hatte viele Schüler (in Bestzeiten über 200), aus welchen er
mehrere Europameister hervorbrachte.
Immer wieder reiste er nach Japan, um mit den besten der Welt zu trainieren und sich weiterzubilden.
So entwickelte er ein starkes Beziehungsnetz zwischen Japan und der Schweiz, welches ihm ermöglichte, zum 10-jährigen Bestehen des Senbukan Dojo einen zweitägigen Event im Kunst- und Kongresshaus
Luzern (KKL) zu organisieren. Die höchsten und berühmtesten Künstler aus Japan waren in Luzern, um zu zeigen, wie die Kampfkünste (Karate, Kendo, Iaido, Kyudo, Judo, Jiu-Jitsu, Aikido) sowie die
musischen und bildenden Künste (Shakuhachi, Shamisen, Koto, Taiko, Shodo, Ikebana, Jiutamai) tief im Zen-Buddhismus verankert sind.
Im Karate wurde er immer wieder für die grössten internationalen Wettkämpfe selektioniert und hat grosse Erfolge zu verzeichnen,
von welchen ich hier als sein Sohn nur die wichtigsten erwähnen möchte:
1980 Karate WM, Bremen - hier war ich als erster Europäer unter "the best eight"
1983 Karate WM, Ägypten
1993 Karate WM, Südafrika - 3. Platz Kata/ 5. Platz Team-Kata
1994 IJKA Karate EM, Burmingham - 1. Platz Kata/ 1. Platz Kumite
1996 1. Asai-Cup, Russland - 1. Platz Kumite
1997 2. Asai-Cup - habe ich als Organisator in die Schweiz gebracht.
Als Nakayama Sensei unerwartet starb, war ich zwei Jahre ohne Verbandszugehörigkeit. Eine Einladung von Asai Sensei kam für mich
in dieser Zeit der Führungslosigkeit wie eine Erlösung. Dies war der Moment weiterzugehen, um mein Karate zu optimieren. Dieser Entscheid war auch ein politischer und hat mir Tür und Tor
geöffnet.
Von Asai Sensei bekam ich alles. Unabhängig von Status, Herkunft und Hautfarbe hat er Karate gelehrt und weitergegeben. Daraus entstand eine äusserst starke und fruchtbare Karatebeziehung.
Nach dem viel zu frühen Tod von Asai Sensei übergab ich das Senbukan Dojo einem ehemaligen Schüler und übersiedelte mit meiner zweiten Frau nach Asien, um mit Frau Asai und den Asai treuen
Instruktoren in Japan und Taiwan einen internationalen Asai Karate Verband aufzubauen.
Nach zwei Jahren kehrte ich wieder in die Schweiz zurück und eröffnete die Budoschule Luzern. Alle meine Medaillen und Cups habe ich an die begeisterte Karatejugend verteilt, denn der Fokus
hat sich mit dem Alter und den Erfahrungen verändert. Es gilt vorwärts zu schauen, Karate hart und selbstkritisch zu trainieren und auch zu studieren, damit der nächsten Generation ein lebendiges
Karate weitergegeben werden kann.
Bruno Koller, 9. Dan Karate/ 3. Dan Kendo
Gestorben 30. April 2018